Der Berg ruft: Sommerbiathlon auf'm Utkiek

von Sascha Jänicke

<Von Volker Asche> Was für Reinhold Messner der Mount Everest, das ist für den Oldenburger Läufer sein Utkiek. Er ist nicht nur der höchste Punkt der Stadt, sondern sicherlich auch der schönste Müllberg weit und breit. Und dieser Berg ruft die Läuferszene häufig zu verschiedenen Herausforderungen: Mittsommernachtslauf im Juni, Berglauf im September oder fiese Trainingsrunden, zwölf Monate im Jahr. Am 4. August rief der Berg nun zum ersten Mal lautstark nach sportlich aktiven Bier-Athleten. „Die besten Bier-Athleten treffen sich zum Sommer-Bierathlon am Utkiek“, dröhnte es vor Wochen aus meinem Autoradio. Und als ich dann noch irgendetwas von 5000m – Crosslauf gehört habe, da stand der Entschluss fest: Bier und laufen – das klingt nach einer Menge Spaß. Schwupps, da war meine Anmeldung auch schon raus.

Bei der Abholung meiner Startunterlagen heute am frühen Morgen bemerkte ich allerdings schon, da habe ich wohl etwas falsch verstanden. Der Berg rief nicht nach Bier-Athleten, sondern nach Biathleten. War ich deswegen vielleicht der einzige Laufsportfreund am Berg? Es ging nicht um Laufen und Gerstensaft, sondern um Laufen und Schießen.

Naja, wo ich doch schon mal da war, da konnte ich ja auch mal bleiben. Denn diese Kombination von sportlichen Disziplinen stellte schließlich eine ganz neue Herausforderung dar. Und neuen Herausforderungen sollte man sich stellen. Obwohl „Stellen“ nicht ganz richtig ist. Denn zum Stehen kam man gar nicht. Schon beim „Einschießen“ und der „biathletischen Regelkunde“ wurde uns Frischlingen mitgeteilt: „Um das Ziel auch mal zu treffen, dürft ihr alle Durchgänge im Liegen schießen“. Doch selbst im Liegen und mit Ruhepuls war die kleine Zielscheibe, auf die Entfernung winzig wie ein Fliegenschiss, kaum zu treffen. Verdammt, die Schießbude auf dem Kramermarkt ist echt ein Kinderspiel gegen das Lasergewehr hier am Utkiek. Und jeder Fehlschuss wurde mit einer Strafrunde a' 70m quittiert!

Für einen wie mich, der keinen Möbelwagen aus zwei Metern Entfernung trifft, war also klar: Hier gibt’s heute keinen Blumentopf zu gewinnen, heute gibt’s nur Strafrunden, viele Strafrunden. So kam es dann auch. Berg hoch, Berg runter, hinlegen, schießen, daneben, schießen, daneben …. Strafrunden … Berg hoch, Berg runter, hinlegen, schießen, daneben, schießen, daneben... Strafrunden... ! Das alles fünfmal. Natürlich wurde das Ziel auch mal getroffen, denn auch ein blindes Huhn pickt schließlich mal ein Korn, blieb am Ende die Erkenntnis: Schießerische Defizite sind nicht durch verborgene läuferisches Talent wettzumachen. Aber als ich mir nach dem Zieleinlauf ein kühles Pils gönnte, da war es für mich ja doch irgendwie ein erfolgreicher Bier-Athlon!

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