„Von Leer bis ans Meer“ – Mein erster Ossiloop

von Antje Jacobs

 

<Anne Braun> Schon seit zwei Jahren hatte ich es mir vorgenommen: Einmal wollte ich die sechs Etappen zwischen Leer und Bensersiel laufen und zum „Dörlooper“ werden. Jedes Jahr kam etwas dazwischen, aber dieses Jahr hatte ich dann keinen Grund mehr, die etwas über 60 Kilometer nicht anzugehen. Dank der Möglichkeit des Bustransfers der Laufsportfreunde erübrigte sich auch die Frage „Wie mache ich das mit dem Hinfahren zum Startpunkt und der Rückfahrt von einem anderen Zielort?“ Somit stand drei tollen Wochen nichts mehr im Weg

Am Dienstag, den 30. April, ging es los. Während andere in den Mai feierten, fuhren zwei Busse voll mit grün gekleideten motivierten LSF’lern um kurz nach fünf Uhr nachmittags aus Oldenburg los Richtung Leer. Die erste Etappe mit etwas über zehn Kilometer führte vom Stadtteil Logabirum nach Holtland. Ich muss sagen, dass ich ehrlich überrascht war, wie viele begeisterte Ostfriesen entlang der Strecke standen. Auch im hintersten Nirgendwo saß Jung und Alt an der Strecke oder im Garten und feierte die Läufer. Da ich mich eher im hinteren Drittel der langen Läufer-Schlange über die Strecke bewegte, kann ich bestätigen, dass bis zum Schluss laute Trillerpfeifen, Rasseln, Trommeln oder zahlreiche Kinderhände zum Abklatschen zum Weiterlaufen motivierten. In einzelnen Orten traf man sogar auf Dorffeste mit großartiger Stimmung, lauter Musik und – für uns Läufer besonders gemein – saftigem Grillgeruch.

Auf der zweiten und dritten Etappe von Holtland nach Gut Stikelkamp (8,8 km) und von Bagband nach Holtrop (11,9 km) wiederholte sich dieses Spektakel. Wiederkehrende Motivatoren erkannte ich Etappe für Etappe wieder und freute mich irgendwann unter anderem auf den blonden Hippie mit Boom-Boxen immer drei Kilometer vor dem Ziel oder den erstaunlicherweise auch bei der letzten Etappe noch nicht heiser geschrienen Stimmungsmacher.

Eine für mich besondere Etappe war die vierte Etappe von und nach Aurich. Nach einer qualvollen dritten Etappe über knapp 12 Kilometer (ja, ich werde nie wieder Nüsse kurz vor dem Lauf essen) war ich hoch motiviert, die 10 Kilometer ambitioniert anzugehen und vor allem die verlorenen Plätze wieder aufzuholen. Trotz schmaler Laufstrecke konnte ich nach und nach zahlreiche Läufer überholen und belohnte mich mit einem Schlusssprint durch die von Zuschauern gesäumte Fußgängerzone in Aurich. Bombastische Stimmung, ich fühlte mich wie ein Sieger. Die verlorenen Plätze waren wieder aufgeholt und zusätzliche Plätze sogar noch gut gemacht. Das Wetter war auch endlich von herbstlich-kaltem Schmuddelwedda zu frühlingshaft-motivierendem Frühlingswetter gewechselt, so konnte es voller Elan in die bereits letzte Ossiloop-Woche losgehen.

Über 11,3 Kilometer von Plaggenburg nach Dunum erstreckte sich die vorletzte Etappe. Langsam merkte ich auch die auf Wettkamp gelaufenen Kilometer der vergangenen Wochen in den Beinen. Irgendwie begann ich auch, meine gemütlichen Bummelläufe nach Feierabend zu vermissen, denn der Fokus stand nun mal gerade darauf, für die nächste Etappe wieder fit zu sein. Hin und wieder ein leichtes Kratzen im Hals wurde sofort mit sämtlichen Haus- und Naturmitteln bekämpft, ein Krank-werden wäre einfach zu ärgerlich gewesen, jetzt wo ich schon so weit gekommen war.

Am Freitag, den 17. Mai stand dann die finale Etappe von Dunum nach Bensersiel im Kalender. Gesundheitlich fit, hoch motiviert, aber mit mächtig schweren Beinen bestieg ich zum letzten Mal den Reisebus. Die mittlerweile arg zerknautschte Startnummer, den Snack für das Buffet und einem großen Haufen Vorfreude im Gepäck.

In Dunum gerade noch rechtzeitig angekommen ordnete ich mich mit den anderen Läufern ehrgeizig einen Startblock weiter vorne ein. Dieses Mal wollte ich nicht riskieren, aus Versehen hinter deutlich langsameren Läufern fest zu stecken und hart erkämpfte Plätze auf den letzten Metern noch wieder zu verlieren. Ich hatte ein kleines, selbst gestecktes Ziel für eine gewünschte Endplatzierung und die sollte auf der schmalen letzten Etappe nicht an einem Verkehrsstau scheitern. Den Startschuss bekamen meine Mitstreiter und ich wieder einmal nur am Rande mit, wir hatten dann immer noch fast zehn Minuten, bis auch unser Startblock sich in Bewegung setzte. Der Führende, Andreas Kuhlen, war dann, unseren belustigten Berechnungen nach, meist schon auf dem vierten Kilometer und somit, gefühlt, fast schon im Ziel.

Ich heftete mich also an zwei pink gekleidete Damen, die mich über den Ostfrieslandwanderweg, durch Esens und bis kurz vor den Deich zogen. Als diese dann das Tempo raus nehmen mussten, konnte ich überholen und einem traumhaften Sonnenuntergang und dem Meer entgegen laufen. Der Weg lag durch die vielen Läufer vor mir in einem leichten Staubdunst, dies verlieh der Situation eine gewisse Magie.

Und als ich dann um die Ecke nach Bensersiel einbog, war ich völlig geflasht. Hunderte Menschen säumten den Straßenrand und jubelten die Läufer an. Der letzte Kilometer war laut Ausschilderung bereits angebrochen, ich besann mich aber zur Ruhe, denn auch ein Kilometer kann am Ende mächtig lang werden, wenn man übermotiviert Vollgas gibt. Einmal durch den Deich, links rum und plötzlich war es vor mir: Das Ziel! Ich hatte es geschafft und war überglücklich. Ich schnappte mir ein Wasser und wuselte durch die Menschenmenge zum T-Shirt-Stand. Im Sand stehend konnte ich dann auch endlich sehen, welche Farbe und welches Design in diesem Jahr für das Finisher-Shirt gewählt wurden. Dies hatte nämlich schon seit Tagen für große Spekulationen gesorgt und furchterlich schöne Farbkombinationen hatten die Runde gemacht. Ein elegantes Schwarz mit einer großen „63,6“ in Gelb darauf. Das konnte sich doch sehen lassen. Und wer es nicht weiß, dem kann ich nun vorgaukeln, dass ich diese Strecke am Stück gelaufen bin. „Dörlooper“ halt! ;-)

Nach drei großartigen Wochen bin ich nun total glücklich, es endlich geschafft zu haben, am Ossiloop teilzunehmen und diesen auch komplett ins Ziel gebracht zu haben. Ein großes Danke geht an die Organisatoren sowohl von Spaß mit Sport Wirtjes als auch unserer Reiseleitung vom LSF. Es war eine tolle Zeit und verlangt definitiv nach einer Wiederholung. Vielleicht schon im nächsten Jahr, wenn es heißt: „Vom Meer bis nach Leer!“

Quelle Bilder: diverse Vereinsmitglieder, z.B. Antje, Christine, Denise, Sonja,  Thomas ...

Ergebnisse und Platzierungen (wie immer hervorragend aufbereitet) :  Wer lief wie

 

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