LSF Oldenburg bei der „Tour de Fries“ von Volker Asche

von Sascha Jänicke

Das war er also wieder, der Ossiloop! Drei Wochen, sechs Etappen, 2000 Läufer! Igendwie ist der Ossiloop ja wie die Tour de France, sozusagen die Tour de Fries. Wie die Radfahrer auf französischen Straßen schlängelt sich über Wochen das Läufer-Peloton durch die ostfriesische Tiefebene. An der gesamten Strecke zeigt der hiesige Friese seine Kreativität. Ob einsamer Trompeter oder versammelter Spielmannszug, ob als treuer blondperückter Strecken-DJ oder als Trommler auf Muttis bestem Kochtopf, die Atmosphäre ist etwas Besonderes. In den französischen wie friesischen Zielorten jeder einzelner Etappe herrscht Volksfeststimmung. Alle Läuferinnen und Läufer werden lautstark von Fans und Freunden empfangen und regelrecht ins Ziel gebrüllt. Ob Spitzenläufer oder eben Rennschnecke, die erst mit Einbruch der Dunkelheit das Zielbanner erblickt, jeder „Looper“ bekommt seinen ehrlichen und mehr als verdienten Applaus. Es gibt aber auch feine Unterschiede zur großen Schleife durch Frankreich:

Der Gesamtführende trägt nicht dasmaillot jaune, sondern ein weißes Leibchen. Auch die schnellste Frau trägt so ein Trikot. Welche Farbe hat eigentlich das Leibchen der schnellsten Frau bei der Frankreichrundfahrt? Ein pepunktetes Trikot für die Bergwertung wird nicht verteilt. Warum eigentlich nicht? So muss jeder Läufer doch seine Kletterqualitäten sagenumwobenen Treppe in Leer unter Beweis stellen. Das ist zwar nicht derCol du Tourmalet, für jede friesische Bergziege und so manches Läufertalent nach den vielen Kilometern jedoch ein Berg der ersten Kategorie!

Im Ziel muss sich selbst der Spitzenreiter auf sein Gefühl verlassen, wo er denn den Bus mit seinen trockenen Klamotten finden kann. Da gibt es keinen Betreuer, Trainer oder gar Manager, der seinen Schützling pflegt und hegt. Bei der Bussuche muss so mancher Zusatzkilomter abgerissen werden.

Eine Dopingkontrolle ist nicht nötig. Hier isst man vor dem Start eine Banane und schmiert sich vielleicht Pferdesalbe auf die geschundenen Stelzen. Es gibt keine Steroide, sondern „Teeroide“ bei den Landfrauen in Dunum und Bagbander Bier statt Blutdoping!

Und wenn sich der Ossilooper unterwegs häufig fragt: „Warum mach ich das?“ - und sich mit letzter Kraft über die Ziellinie schleppt - dann bekommt man von Heino Krüger im Ziel die Antwort entgegen gerufen:„Is ja Ossiloooooooop!“.Auch wenn Leer nicht Paris ist, die Fußgängerzone nicht dieChamps-Élysées, so behält jeder Lauffreund den Zieleinlauf lange in seiner Erinnerung. Das „Dörlooper-Shirt“ ist mit Sicherheit mehr wert als das gelbe Trikot so mancher Tour - auch wenn man sich bei der diesjährigen Farbwahl wünscht, es wäre gelb, braun oder zumindest rot gepunktet.

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