Der 15. Tergaster Volkslauf

von Sascha Jänicke

Für die, die es nicht wissen: Tergast ist ein hübsches kleines ostfriesisches

Haufendorf in der Nähe der früher so genannten Herrlichkeit Oldersum. Es gehört zur

Gemeinde Moormerland, die wiederum Teil des Landkreises Leer ist. Dass dieses

Örtchen inmitten eines weit und breit platten Grünlandes ganz unerwartet auf einem

fünf Meter hohen welligen Geestrücken liegt, das spürt man übrigens beim Laufen

durchaus. Im weltweiten Netz ist zum Tergaster Volkslauf übrigens so gut wie nichts

zu finden. Es scheint aber zu stimmen, dass die vom örtlichen Sportverein

(www.svtergast.de) organisierte kleine aber feine Veranstaltung regelmäßig jährlich

am Pfingstmontagabend stattfindet.

Angeboten werden ein 1.000 Meter Bambini-Lauf, ein 5km-Nordic-Walking, ein 5er

und ein Zehner. Start/Ziel ist am Vereinssportplatz. Der Rundkurs mit übrigens

durchaus bemerkenswerter Zuschaueranfeuerung – zumindest an der einen oder

anderen Stelle - führt zumeist über Straßen und Radwege, aber es sind auch einige

Abschnitte mit Steinplatten und relativ festen Schotter- bzw. Sandwegen zu

bewältigen.

Vor einem Jahr hatte sich bereits eine außergewöhnlich große Mitgliederschar aus

der ehemaligen Laufabteilung des SWO an diesem Ort versammelt, um den

damaligen Abteilungsleiter Michael Schardt anlässlich seines Abschieds aus

Oldenburg auf einem seiner Lieblingsläufe zu ehren und zu begleiten. Zwei

unerwartete Highlights sind dabei unvergessen geblieben: Erstens die etwas

wunderliche Gegebenheit, dass es in Tergast zwar geschlechtergetrennte

Umkleiden, aber eine Gemeinschaftsdusche gibt. Zweitens der schöne Grillabend in

der Nähe bei Sandras Eltern mit der dort genossenen wunderbaren ostfriesischen

Gastfreundschaft.

In bester Erinnerung an diese Ereignisse machten sich fünf LSFler (Heike, Nina,

Claudia, Frank, Norbert) in diesem Jahr relativ spontan erneut auf den Weg nach

Tergast, chauffiert vom einzigen Ostfriesen der Runde (Frank), der nach eigenem

Bekunden in dieser Gegend so ziemlich jeden Grashalm kennt. Die Nachmeldung

vor Ort zu selten günstigen 4 € verlief unproblematisch. Die angetretenen LSFler

waren mit durchaus unterschiedlichen läuferischen Ambitionen angereist: Frank, im

Grunde seit Saisonbeginn in anhaltend bestechender Form, hatte sich als einziger

wirklich etwas vorgenommen: Bei besten äußeren Bedingungen sollte nach langen

Jahren die Uhr im Ziel nach 10 Kilometern mal wieder unter 40 Minuten anzeigen,

was ihm dann auch bravourös gelang. Wenn er die erste Hälfte nicht ganz so

ungestüm angegangen wäre, dann wäre wohl sogar noch mehr drin gewesen. Auch

Nina präsentiert sich derzeit in glänzender läuferischer Verfassung, und das trotz

suboptimalen Trainings. Eindrucksvoller Beweis dafür ist ihr viel beachteter Ossiloop-

Erfolg vor wenigen Wochen. Nina hatte in Tergast zunächst gar nichts vor, bemühte

sich zwischenzeitlich aber aufopferungsvoll darum, Norbert zu einer ihrer Meinung

nach ihm angemesseneren 10er-Zeit zu verhelfen. Sie musste angesichts der

bedrohlich heraneilenden Frauenkonkurrenz von diesem mehrfach und letztlich gar in

barschem Ton fortgeschickt werden, damit der mögliche Frauen-Gesamtsieg nicht in

Gefahr geriet. Den erlief sich Nina schließlich in fast schon beneidenswert lockerer

Manier und mit am Ende sehr deutlichem Vorsprung in geschätzten etwa 44 Minuten.

Da ist es fast schon sympathisch, dass es dem Tergaster Orgateam nicht gelang, die

Zeit der ersten Frau zu erfassen! Claudia schaffte trotz einer durch eine böse

Pollenallergie erzwungenen längeren Laufpause eine mehr als beachtliche 46er-Zeit

und erreichte die Ziellinie als dritte Frau. Heike betrachtete den Lauf vorwiegend

unter dem Gesichtspunkt des Gemeinschaftserlebens, zumal sie durch eine

unschöne Fingerverletzung gehandicapt war. Dennoch blieb sie deutlich unter 50

Minuten.

So landeten - bei zugegeben recht übersichtlichem Teilnehmerfeld - am Ende alle

angetretenen LSFler mindestens auf einem AK-Podestplatz und vergnügten sich

noch ein Weilchen bei Pommes, Bratwurst, Bier und sogar einem richtigen Schnaps -

alles zu Preisen, die sehr an längst vergangen geglaubte gute alte Zeiten erinnern.

Da sei es den Organisatoren verziehen, dass sie auch zwei Tage später noch keine

Gesamtergebnisliste veröffentlicht haben.

Wer weiß, vielleicht entwickelt sichder Tergaster Volkslauf vom Geheim-

Tipp zu einer kleinen Pfingsten-Kultveranstaltung. Das Potenzial dazu hat er.

Die Ergebnisse:

Frank Bartsch: 39:56 9. Gesamtlauf 2. M40

Nina Wessalowski 44:xx 27. Gesamtlauf 1. Frau 1. W35

Norbert Schulte 46:23 31. Gesamtlauf 2. M55

Claudia Steffen 46:49 33. Gesamtlauf 2. W45

Heike Greis 49:30 46. Gesamtlauf 3. W45

Zurück