Bericht der Wanderung über den Rothaarsteig

von Sabine Schenk

Wandern auf dem Dach von Nordrhein-Westfalen

Definition Laufen: Sich in aufrechter Haltung auf den Füßen in schnellerem Tempo so fortbewegen, dass sich jeweils schrittweise für einen kurzen Augenblick beide Sohlen vom Boden lösen. Diese Definition ist dem Duden entnommen. Die meisten LSF’ler werden dem sicherlich zustimmen können. Wandern ist -laut Wikipedia- gehen in der Landschaft. Dabei handelt es sich um eine Aktivität mit unterschiedlich starker körperlicher Anforderung, die sowohl das mentale als auch physische Wohlbefinden fördert.

 

Es gibt Leute im LSF, die der Ansicht sind, dass Wandern durchaus eine laufsportliche Tätigkeit darstellt. Und ich muss sagen: Dieser Ansicht bin auch ich! Spätestens nach der Wanderung entlang des Rothaarsteigs vom 3. bis zum 6. Mai. Sieben LSF’ler haben sich auf den Weg gemacht und sind in vier Etappen ca. 70 km von Erndtebrück nach Winterberg gewandert. Sabine hatte die Route ausgearbeitet und Uwe alle Unterkünfte gebucht. Die Gruppe bestand aus zwei Sabinen, zwei Friedhelme, Judith, Ralf und Uwe.

 

Am Donnerstagmorgen sind wir mit Auto, Bus und Bahn von Oldenburg aus nach Erndtebrück gefahren. Um 14:00 ging‘s dann endlich los, bei wunderbarem Wetter, mit 7-9 kg Gepäck auf dem Rücken. Sehr bald hatten wir den Ausgangsort hinter uns gelassen und tauchten ein in die Natur des Rothaarsteigs. „Wandern auf dem Weg der Sinne“, heißt es in einem Artikel, der den Rothaarsteig beschreibt.

 

Wir brauchten ein paar Stunden, um den Alltag hinter uns zu lassen. Wir genossen die Ruhe um uns herum und fanden unseren eigenen Rhythmus und die Gruppe das für alle angemessene Wandertempo. Lustige und ernste Themen wurden diskutiert und jeder lernte dabei jeden auf eine besondere Art und Weise kennen. So hat uns z.B. Sabine sehr beeindruckend die überaus positiven Proteine der Maden näher gebracht. Judith konnte sie allerdings nicht überzeugen. Für sie bleiben Maden das Ergebnis falsch gelagerten Biomülls und sind aus ihrer Sicht eher nicht genießbar.

 

Das Ziel der ersten Teilstrecke war die Ruine Ginsburg, von der aus der einäugige Raubritter Hans Hübner Durchreisende ausraubte. Wir hatten Glück! Hübner war grade nicht zuhause. Friedhelm wusste zu berichten, dass der Ritter immer wieder seinen Verfolgern entkommen konnte, weil er seinen Pferden die Hufeisen falschherum anbrachte und so die Häscher in die falsche Richtung schickte.

 

Am ersten Abend waren alle sehr geschafft. Der Körper braucht doch etwas Zeit, sich an die ungewohnte Belastung zu gewöhnen. Am nächsten Tag waren aber alle wieder gut erholt und so ging es nach dem Frühstuck weiter Richtung Rhein-Weser-Turm. Rhein-Weser-Turm? Rhein und Weser sind doch weit entfernt? Stimmt! Aber das Rothaargebirge ist die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser. Im Westen fließen alle Bäche und Flüsse Richtung Rhein. Im Osten in die Weser. Bach- und Flussquellen gibt es übrigens sehr viele im Rothaargebirge. Lahn, Eder und auch die Ruhr entspringen in diesem Gebiet.

 

Am Rhein-Weser-Turm angelangt konnten die beiden Sabinen endlich ihre lang ersehnte Maibowle genießen. Cappuccino, Rhabarberkuchen, Erdbeerbecher und andere schöne Dinge waren nach 17 km Wanderung bei schönstem Sonnenschein auch sehr willkommen. Im Unterschied zum ersten Abend waren alle noch fit für eine Runde Schwimmen. Ralf ist an diesem Abend mächtig lange geschwommen, konnte am Ende das Lokal aber doch nicht als Sieger verlassen.

 

Frühstück gab’s am nächsten Morgen im Turmzimmer. Ein Tipp für alle, die vielleicht noch heiraten wollen: Im Turm befindet sich ein Standesamt! Das Tagesziel war Schanze. Andreas und Gerd stießen zu uns und begleiteten uns die gesamten 23 km mit ca. 300 Höhenmetern durch ein Gebiet in dem Wisente frei leben und vorbei an teilweise beeindruckend großen und schönen, modernen Skulpturen. Uns ist leider kein Wisent begegnet. Und bei aller Tier- und Kulturliebe bestand für alle Fußballfreunde die größte Herausforderung des Nachmittags darin, immer mal wieder Netzempfang zu bekommen um die aktuellen Bundesligaspiele zu verfolgen. Andreas hat angeblich eine Kerze angezündet, um die Niederlage der Hamburger zu unterstützen (Hat wohl geholfen!).

 

Der letzte Tag unserer Wanderung war 19 km lang und führte uns nochmal durch Wälder und über Wiesen, die voll waren mit blühendem Löwenzahn. Fast am Ende der Wanderung, kurz vor Winterberg, haben wir schließlich eine der höchsten Erhebungen von Nordrhein-Westfalen erreicht, der 842 m hohe Kahle Asten. (Für alle, die es ganz genau wissen wollen: Der Langenberg im Rothaargebirge ist mit 843,2 m der höchste Berg von NRW). Wie dem auch sei. Mit unserer Lieblingskaffeespezialität Cappuccino und mehr gestärkt, konnten wir den Abstieg nach Winterberg in Angriff nehmen. Von da aus ging es mit den dort geparkten Autos zurück nach Oldenburg, alle mit der festen Absicht das nächste Jahr wieder dabei zu sein.

 

 

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